Die Fastenzeit

Am Aschermittwoch fängt alles neu an

Fastnacht, Fasching , Karneval: Die tollen Tage heißen regional verschieden, gemeinsam ist ihnen: Am Aschermittwoch ist alles vorüber. Dann beginnt die Fastenzeit. 40 Tage dauert sie, 40 Tage von Aschermittwoch bis Karsamstag, die Sonntage zählen nicht mit: Der Sonntag ist der Auferstehungstag, jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest, auch in der Fastenzeit.

Fastnacht, Fasching, Karneval: Schon rein sprachlich weisen sie auf das hin, was auf sie folgt. Dabei ist die Herleitung bei Fastnacht noch am unsichersten. Ob die Bezeichnung wirklich von der Nacht vor dem Fasten herrührt, ist umstritten. Klarer schon ist die Sache beim Wort Fasching. Es taucht im Hochdeutschen bereits ab dem 13. Jahrhundert zunächst in den Formen vaschanc und vaschang auf und leitet sich vom Fastenschank her, also dem letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der damals noch strengen Fastenzeit. Und beim Wort Karneval ist heute die geläufigste Vermutung seine Ableitung vom mittellateinischen carne levare (Fleisch wegnehmen), daraus carnelevale als Bezeichnung für die Fastenzeit (Fleischwegzeit). Scherzhaft ist die Übersetzung von carne vale als Fleisch, lebe wohl! möglich.

In der Nacht zum Aschermittwoch um Punkt Mitternacht endet der Karneval und beginnt die Fastenzeit. Wobei das Fasten dann sehr viele Gesichter haben kann. Beliebt als Einstimmung in die Fastenzeit ist ein geselliges Heringsessen - Fisch statt Fleisch. Und spezielles Fastenbier vermag dabei die Geselligkeit dann noch zu steigern. Meist aber bedeutet die Praxis des Fastens Enthaltsamkeit, die sich insbesondere in reduzierter Nahrungsaufnahme ausdrückt und die so einen Akt der Reinigung von Körper, Geist und Seele ermöglichen soll. Heilfasten ist von zunehmender medizinischer Bedeutung.

40 Tage dauert die Fastenzeit. 40 Tage hat Mose (2.Mose 34,28), 40 Tage hat Elia (1. Könige 19,8), 40 Tage hat Jesus (Matthäus 4,2) gefastet. Also sind es auch bei uns 40 Tage. In der evangelischen Tradition ist für die Fastenzeit der Begriff Passionszeit (Leidenszeit) verbreitet. Der gläubige Christ begleitet gedanklich in dieser Zeit Jesus auf seinem Weg zum Kreuz und stellt sich den schwierigen Seiten des Lebens. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verwendet die katholische Kirche auch die Bezeichnung „österliche Bußzeit“. Buße wird dabei verstanden als Umkehr zu Gott, von dem sich der Mensch durch eigene Schuld entfernt hat. Damit wird der eigentliche Sinn der Fastenzeit unterstrichen: Aller Verzicht dient der Konzentration auf das Wesentliche: sich neu auf Gott auszurichten. Umkehr des Denkens, Verlassen der gewohnten Pfade, Sinnesänderung, zurück zu Gott: Am Aschermittwoch fängt alles neu an.

Pfarrer Dr. Achim Reis